In den frühen Morgenstunden des 20. November 1994 wird der 18-jährige Michael Gäbler nach einer Techno-Party im offenen Jugendhaus „Rosa“ in Zittau (Sachsen) von einem 17-Jährigen erstochen.
Besucher des Jugendhauses, das sich als „politisch offen, aber gegen Nazis“ versteht, erklären, sie hätten dem späteren Angreifer Tino H. wegen „rechter Sprüche“ und Belästigung der Barfrau Hausverbot erteilt. So habe er unter anderem im Jugendhaus gesagt: „Klar bin ich Nationalist, ich bin stolz ein Deutscher zu sein.“ Michael Gäbler und dessen Freunde stellen den 17-Jährigen dann vor dem Jugendhaus zur Rede, warum er sich damit brüste, „Nationalist“ zu sein. Michael Gäbler und sein späterer Mörder kannten sich aus der Schule. Als sich Gäblers Begleiter von dem Streit abwendet, zieht der 17-Jährige plötzlich ein Messer und sticht Michael Gäbler dreimal ins Herz und in die Leber. Gäbler erliegt seinen Verletzungen kurze Zeit später im Krankenhaus. Der Täter kann zunächst fliehen, wird aber später festgenommen.
Die Staatsanwaltschaft Görlitz erhebt Anklage wegen Totschlags. Obwohl Tino H. im „Nationalen Jugendblock Zittau“, einem rechtsextremen Szenetreff, „ein alter Bekannter“ ist, sei der Täter laut Staatsanwaltschaft nicht der rechten Szene zuzuordnen. Im Juni 1995 endet der Prozess vor der Jugendkammer am Landgericht Görlitz mit einem Freispruch für den 17-Jährigen. Obwohl das Gericht davon ausging, dass Michael Gäbler unbewaffnet war und den 17-Jährigen bei ihrer verbalen Auseinandersetzung körperlich nicht angegriffen hatte, habe Tino H. in „Notwehr“ gehandelt. Aus diesem Grund sei der Einsatz des Messers als „Verteidigungsmittel“ gerechtfertigt gewesen, da er „zu Unrecht und mit Prügeln“ aus dem Jugendhaus verwiesen worden sei.
Am Sonnabend, dem 12. Dezember 1994, demonstrierten in Zittau etwa 500 Personen unter dem Motto „Wut und Trauer über den Mord an Michael Gäbler“ und forderten die „Aufklärung des Mordes und des politischen Hintergrundes der Tat“. Erst zwei Wochen vor dem Mord an Michael Gäbler hatten Rechtsextreme während einer Nacht drei Klubs überfallen und auf die Gäste eingeprügelt.
Der Infoladen Zittau erinnert durch verschiedene Aktionen, wie Gedenkdemos, an Michael Gäbler.