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Bernd Rainer Schmidt

, 52 Jahre

Am 31. Januar 2000 stirbt der 52-jährige Bernd Rainer Schmidt in Weißwasser (Sachsen) an seinen schweren Kopfverletzungen, nachdem er drei Tage lang von zwei Jugendlichen gequält wurde.

Bernd Schmidt wird am 25.05.1947 in Berlin geboren. Er macht das Abitur und studiert dann an der Kunsthochschule in Berlin. 1982 macht er seinen Abschluss mit der Fachrichtung industrieller Formgestaltung.

Schmidt arbeitet als Gestalter für maschinelle Produktion im VEB Kombinat Lausitzer Glas Weißwasser und gilt als Vorreiter der Einbindung von Computertechnik in die Design- und Entwicklungsarbeit in der Glasindustrie, seine Designs sind in der Fachwelt anerkannt. Schmidts Serie von Gebrauchsgläsern „Pares“ wird 1987 auf der Leipziger Frühjahrsmesse ausgestellt und findet große Beachtung in der Fachwelt.

Mit 45 Jahren verliert Bernd Schmidt seine Arbeit, nachdem sein Betrieb 1991 durch die „Treuhand“ abgewickelt und sein Wissen und Können nicht mehr benötigt wird. Schmidt versucht sich an einem Neuanfang als Computerfachmann in Bautzen, was jedoch scheitert. Als seine Frau stirbt, kehrt er zurück nach Weißwasser. Bernd Schmidt schämt sich vor ehemaligen Kolleg*innen und Freund*innen. Er taucht unter und lebt ohne festen Wohnsitz in der Baracke eines ehemaligen Kindergartens. In jugendlichen Kreisen spricht sich das herum, und eine Gruppe unterstützt ihn mit materiellen Dingen.

Am 31. Januar 2000 wird Bernd Schmidt tot in der Baracke aufgefunden. Die Polizei geht davon aus, dass er betrunken einen Unfall hatte und seinen Verletzungen erlegen sei. Erst nach mehreren Anzeigen werden die Ermittlungen wieder aufgenommen und zunächst zwei Täter ermittelt. Drei Jugendliche misshandelten Schmidt drei Tage lang, bis er schließlich an Hirnblutungen und einer Lungenentzündung stirbt, die er sich durch das Einatmen von Blut zuzieht.

Die zwei 15-jährigen Haupttäter behaupten vor dem Landgericht Görlitz, sie wollten von dem 52-Jährigen 900 Mark für ein Moped erpressen. Das Gericht attestiert einem der Täter im Urteil „die bisher unkorrigierte Fehlhaltung, dass Obdachlose, sozial Schwache und Ausländer wenig wert sind und kein Recht auf Unversehrtheit haben“. Der 15-Jährige hatte gesagt, Leute wie Schmidt seien „menschlicher Schrott“. Der Angeklagte wird wegen versuchter räuberischer Erpressung mit Todesfolge und gefährlicher Körperverletzung zu sieben Jahren Haft verurteilt. Der gleichaltrige Mittäter erhält viereinhalb Jahre, der 16-Jährige ein Jahr auf Bewährung.

Obwohl das Gericht in seinem Urteil die sozialdarwinistische Motivation der Tat ausdrücklich betonte, taucht Bernd Schmidt nicht in der offiziellen Statistik als Todesopfer rechter Gewalt auf. Obdachlose, eine der schwächsten Gruppen in der Gesellschaft, erfahren ständig Bedrohung durch rechtsextreme Gewalt. Wenn tödliche Attacken auf wohnungslose Menschen als Raubüberfälle getarnt werden, müssen sie als das behandelt werden, was sie sind: Politisch motivierte Morde. Obdachlose gelten in der rechtsextremen Szene als „asozial“ und „minderwertig“. Der ideologische Kontext der Täter darf gerade bei einer tödlichen Attacke auf diese Opfergruppe nicht ignoriert werden, begründet sich doch in ihrer rechten Gesinnung (Sozialdarwinismus) die exzessive Gewalt gegen sozial schwächer gestellte Menschen. Bernd Schmidt ist ein Todesopfer rechter Gewalt und sollte in der offiziellen Statistik als solches genannt werden.

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