Der Münchner Stadtteil Freimann ist gespalten: Einerseits sind hier AfD-Wahlergebnisse verhältnismäßig hoch, andererseits entsteht hier schon seit Jahren eine aktive, zivilgesellschaftliche Infrastruktur, die sich klar gegen Rassismus einsetzt. Deswegen ist der Freizeittreff Freimann für Jugendliche vor Ort umso wichtiger geworden, denn hier wird schon mit den Kleinsten strukturellem Rassismus vorgebeugt. Die Amadeu Antonio Stiftung fördert diesen Ansatz der Einrichtung.
Im Freizeittreff Freimann in München gehen Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationsgeschichte ein und aus. In künstlerischen Aktionen mit Graffiti, Stempeldruck, Tonaufnahmen und Songs beschäftigen sie sich mit dem Thema Rassismus. Kinder zwischen 7 und 12 Jahren unterhalten sich über ihre Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung. Dabei gibt es zum Beispiel den Gesprächskreis „Privilegiencheck“: Die Kinder und Jugendlichen stellen sich bestimmten rassismuskritischen Fragen und kommen darüber ins Grübeln. Typische Fragen lauten: Gab es in ihrem Kindergarten früher Puppen mit ihrer Hautfarbe? Gab es in ihren Kinderbüchern Kinder, die aussahen, wie sie selbst? Wurden sie schon mal geärgert wegen ihrer Hautfarbe oder Religion? Haben sie frei an religiösen Feiertagen, die ihre Familie feiert?
Was die Kinder hierbei erzählen und was sie erfahren, prägt sie natürlich. Die Kids wollen in einer Welt leben, in der jede:r sein kann, wie er:sie ist und stellen dabei fest: „Rassismus ist echt doof!“.

In einer anderen Aktion überlegen Jugendliche gemeinsam, welches Statement gegen Rassismus sie auf eine Graffitiwand sprühen wollen: Sie entscheiden sich für BLM, „Black lives matter“. Die Grafitti-Aktion findet großen Anklang bei den Kindern und Jugendlichen. Ein Beweis dafür, dass man schon bei den Jüngsten ansetzen muss, um Rassismus keine Chance zu geben und wie die beliebte Freizeitstätte zeigt, lohnt sich das auch.

Was die Kinder of Colour oder mit Migrationsgeschichte regelmäßig erleben, können sich Viele nicht vorstellen. Doch die nicht betroffenen Kinder zeigen sich solidarisch. „Manche Jugendliche sind direkt betroffen und erleben regelmäßig Rassismus im Alltag. Andere machen keine eigenen Rassismuserfahrungen. Aber sie sagen: Mir geht es schlecht, weil es meinem Freund schlecht geht“, erzählt Sozialarbeiterin Jennifer Otto. Ein respektvolles Miteinander fängt schließlich schon im Kindesalter an und in Freimann hat man auch verstanden, wie man die Kids von heute erreichen kann.
Die entstandenen Kunstwerke werden als Ausstellung im Freizeittreff präsentiert.