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Nach dem Terror von Halle: CURA unterstützt den Kiez-Döner

Am 9. Oktober 2019 treffen sich im Hallenser Norden mehr als 50 Jüdinnen und Juden. Zum Teil sind sie extra angereist, um mit der Gemeinde in Halle gemeinsam Jom Kippur, den höchsten jüdischen Festtag, zu feiern. Sie feiern den Gottesdienst, als der schwerbewaffnete Rechtsterrorist Stephan B. im Paulusviertel ankommt. Er versucht, sich mit Gewalt Zutritt zur Synagoge zu verschaffen. Kurz darauf geht Jana L. an ihm vorbei. Nach einem Wortwechsel richtet Stephan B. seine vollautomatische Waffe auf ihren Rücken und schießt mehrmals. Die 40-Jährige erliegt noch vor Ort ihren Verletzungen.

Obwohl die jüdische Gemeinde um Polizeischutz gebeten hatte, sind keine Polizeikräfte vor Ort. Die Polizei hatte die Gefährdungslage als niedrig eingeschätzt, und fährt nur in regelmäßigen Abständen an der Synagoge Streife. Der Sicherheitsbeauftragte der Gemeinde bemerkt, wie Stephan E. versucht, in die Synagoge zu gelangen. Er warnt die Anwesenden, und bevor sie Zuflucht im Hinterraum suchen, verbarrikadieren sie die Tür. Als es Stephan B. nicht gelingt, das Gelände zu betreten, steigt er wieder in sein Auto.

Nach kurzer Fahrt hält er auf der Ludwig-Wucherer-Straße vor dem Imbiss Kiez-Döner an. An diesem Tag arbeiten dort die Brüder Rifat und Ismet Tekin. Ismet macht gerade Einkäufe, als Stephan B. aus seinem Auto steigt und direkt auf den Imbiss schießt. Zwar kann Rifat aus dem Laden flüchten, doch bis die Polizei eintrifft, betritt Stephan E. drei Mal den Imbiss. Er schießt auf Menschen auf der Straße und im Imbiss und ermordet Kevin S. Der 20-Jährige verbrachte im Kiez-Döner gerade seine Mittagspause. Er war Maler und arbeitete unweit vom Imbiss auf einer Baustelle.

Nach dem Anruf seines Bruders rennt Ismet zurück zum Imbiss. Er kommt an, als Stephan B. den Imbiss gerade verlässt. Ismet versteckt sich hinter einem Auto und beobachtet, wie Polizeikräfte eintreffen und den Rechtsterroristen in eine Schießerei verwickeln. Kurze Zeit später kann Stephan B. jedoch flüchten. Bis die Polizei ihn später festnimmt, verletzt er noch zwei weitere Personen schwer.

Ismet und Rifat Tekin überleben den Angriff traumatisiert. Die Polizei schließt den Kiez-Döner zur Tatortsicherung. Immer wieder sammeln sich in den nächsten Tagen Menschen vor dem Imbiss. Es finden stille Solidaritäts- und Gedenkdemonstrationen statt. Als Bundespräsident Steinmeier die Orte des Geschehens besucht, macht er auch vor dem Kiez-Döner Halt. Er verharrt für einen kurzen Moment, und fährt weiter – ohne ein Wort an den Inhaber Izzet Cagac und seine Mitarbeitenden zu richten. Erst nachdem Cagac dies öffentlich kritisiert, kommt es zum Telefonat zwischen Cagac und Steinmeier.

Der Kiez-Döner blieb nach dem Anschlag für 40 Tage geschlossen. Zum Trauern nach islamischer Tradition, so wollte es Izzet Cagac. In dieser Zeit finden Renovierungen statt, „damit die Jungs nicht dauernd an die Tat erinnert werden“. Dabei entsteht auch eine Gedenkwand für Jana und Kevin. Izzet Cagaz schenkt Ismet und Rifat Tekin den Imbiss. Bei der Neueröffnung am 16. November überreicht Cagaz ihnen eine Geschenk- und Abtretungsvereinbarung. Auf dieser wünscht er den neuen Inhabern „viel Kraft, um das schreckliche Ereignis vom 09.10.2019 zu verarbeiten, und viele Kunden unterschiedlicher Kulturen und Religionen.“

Neben den finanziellen Einbußen aufgrund der Schließung sind während der Renovierungsphase weiterhin laufende Kosten angefallen. Der Opferfonds CURA unterstützt den Kiez-Döner bei deren Begleichung und die Renovierung mit finanziellen Mitteln.

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