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Widersprich Aussagen, die antisemitisch sind

Widersprich Aussagen, die antisemitisch sind

Antisemitismus tritt im Netz ganz unterschiedlich auf: Zum Beispiel als Verunglimpfung von Jüdinnen*Juden als besonders boshaft, geldgierig oder als Teil einer geheimen Elite, die sich gegen „uns” verschwört. Anders als bei rassistischen Aussagen, bei denen „die Anderen“ als minderwertig dargestellt werden, werden Jüdinnen*Juden im Antisemitismus auch als übermächtig und überlegen vorgestellt. Auf dieser Annahme beruhen viele Verschwörungsideologien – sie bedienen sich häufig antisemitischer Narrative und Codes. Antisemitisch ist es ebenfalls, wenn alle Jüdinnen*Juden in anderen Ländern für israelisches Regierungshandeln verantwortlich gemacht werden oder die Handlungen der israelischen Regierung mit denen der Nationalsozialist*innen gleichgesetzt werden. Unbestreitbar offener Antisemitismus ist außerdem die Leugnung oder Verharmlosung der Shoah. Aber auch hinter Erinnerungsabwehr („Das hat nichts mehr mit uns zu tun”) oder Forderungen nach einem „Schlussstrich” können antisemitische Haltungen stehen.

Überschrift: So kannst du Haltung zeigen

Kläre über falsche Annahmen auf – zum Beispiel, wenn jemand Jüdinnen*Juden dazu auffordert, sich zum Staat Israel und seiner Politik zu äußern:

„Jüdinnen*Juden in Deutschland sind doch nicht für die Politik der israelischen Regierung verantwortlich. Formuliere bitte Deine Kritik an der israelischen Politik ohne Angriffe auf Jüdinnen*Juden hier.”

Die Frage, wann Äußerungen zum Nahost-Konflikt oder Israel antisemitisch sind oder nicht, wird oft verbissen diskutiert. Immer wieder behaupten Personen, sie könnten Israel nicht kritisieren, ohne als Antisemit*in zu gelten. So kannst du antworten:

 

„Niemand behauptet ernsthaft, Israelkritik sei immer antisemitisch. Um zu prüfen, ob Aussagen zum Staat Israel antisemitisch sind, hat Nathan Sharansky übrigens den 3D-Test entwickelt: Delegitimation, Dämonisierung, Doppelstandards. Enthält eine Aussage einen dieser drei Aspekte, dann handelt es sich nicht um Kritik, sondern um Antisemitismus. Also: Kritisiere die israelische Politik praktisch und konkret, ohne dabei das Land und die Menschen zum personifizierten Bösen zu machen, kritisiere sie so, wie du Politik in anderen Ländern auch kritisierst – und sprich Israel nicht das Existenzrecht ab.”

Die abwertende Ideologie hinter Aussagen entschlüsseln. Antisemitismus ist häufig codiert und damit auch in der Kommentarspalte nicht immer sofort erkennbar:

„Wenn hier ‚die Rothschilds‘ geschrieben wird, ist damit nicht das konkrete Handeln der Familie gemeint – es ist eine Chiffre für ‚die Juden‘ an sich.  Ähnlich ist es mit anderen berühmten jüdischen Namen. Die Rothschilds, die Rockefellers, George Soros, Anetta Kahane, Mark Zuckerberg: Die Namen sollen die angeblichen Drahtzieher einer globalen Verschwörung benennen.”

Du willst dein Gegenüber überzeugen? Suche überraschende Ansätze und setze am Weltbild des anderen an. Sage nicht, dass das Gegenüber falsch liegt, sondern das sie*er etwas übersehen hat:

„Für konkrete Probleme gibt es oft klar benennbare Gründe oder Verantwortliche, die kritisiert werden können und sollten. Aber nicht alle globalen Krisen können auf einzelne Verantwortliche oder Auslöser reduziert werden. Wer ‚eine kleine Gruppe Mächtiger‘ für alle Ausbeutung in dieser Welt verantwortlich macht, personalisiert ein vielschichtiges Problem und bedient antisemitische Narrative.”

Positioniere dich gegen Erinnerungsabwehr und Forderungen nach einem „Schlussstrich”:

„Niemand behauptet, dass die Generationen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden, für die Shoa verantwortlich sind. Aber wir haben alle eine Verantwortung dafür, aus der Geschichte zu lernen, damit nie wieder etwas Ähnliches passieren kann. Und die Ideologie, die dafür verantwortlich war, lebt fort: Auch heute werden Jüdinnen*Juden auf der Straße angegriffen und im Netz beleidigt. So lange das so ist, kann es keinen ‚Schlussstrich‘ geben.”

Überschrift: Argumentationshilfen

Keine Sorge, du musst das Rad nicht neu erfinden. Zu vielen Themen gibt es tolle Formulierungshilfen, die deine Gegenrede erleichtern.

Überschrift: Tipps für deine Gegenrede

Ziele der Diskussion
Wenn du für eine Organisation kommunizierst, sollte ein entschiedener, aber sachlicher Einsatz gegen Hate Speech euer Grundsatz sein. Ziele in einer Diskussion sind dann: Betroffene in Schutz nehmen, Hassredner*innen Grenzen aufzeigen und Mitlesenden Argumente zugänglich machen. Achte darauf, menschenverachtende Sprache, d.h. gewaltvolle Begriffe oder Vorurteile, nicht zu wiederholen.


Nicht endlos diskutieren
Spätestens nach vier Argumenten ist dein Gegenüber überzeugt – oder eben nicht. Rechtsextreme, antidemokratische und strafbare Aussagen kannst du verbergen, löschen, melden und ggf. anzeigen. Accounts, die mehrfach in eurer Kommentarspalte stören und provozieren, kannst du verwarnen und/oder gegebenenfalls blocken.


Standardantworten sparen Zeit und Nerven
Wenn du von dir entwickelte Antworten an einem zentralen Ort sammelst, entsteht langfristig ein Archiv an Reaktionen, auf das du und dein Team immer zurückgreifen können.


Nutze Formulierungshilfen
Wenn du unterschiedlichen Aspekten einer problematischen Aussage widersprechen willst, dann findest du Vorschläge in der Übersicht zu allen Argumentationshilfen. Das Glossar der Neuen Deutschen Medienmacher*innen hilft dabei, die richtigen diskriminierungskritischen Begriffe für deinen Moderationsalltag zu finden.

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