Störstrategien in der Kommentarspalte begegnen: Abwertender Humor

Störstrategien in der Kommentarspalte begegnen: Abwertender Humor
„War doch nur ein Witz, wieso regt ihr euch denn so auf?” Abwertende Aussagen werden häufig unter dem Deckmantel von „Humor” verbreitet. Rechtsextreme wollen so herausfinden, was gerade noch sagbar ist und wo die Grenzen liegen. Praktischerweise könne sie bei Gegenwind mit einem „Habt euch nicht so” den Spieß umdrehen, sich von der Aussage distanzieren und über die vermeintliche Humorlosigkeit der „politisch Korrekten” schimpfen. Abwertende Aussagen sind für die Betroffenen aber nicht weniger schmerzhaft, wenn sie als Witz verpackt werden. Widersprich deshalb.
Beziehe Gegenposition und weise abwertende Aussagen zurück.
„Nicht lustig. Für alle, die es betrifft, ist dieser Kommentar demütigend und wurde deshalb von uns gelöscht.”
Benenne die Taktik hinter der Strategie. Enttarne den vermeintlichen Humor als Taktik der Ablenkung und als Versuch, sich gegen Kritik zu immunisieren.
„Inakzeptable Aussagen sind auch dann inakzeptabel, wenn sie als vermeintlicher Witz verpackt werden.”
Zeige persönliche und gesellschaftliche Konsequenzen einer Aussage auf. Lass dich nicht durch den Vorwurf „Humorlosigkeit” oder „Zensur” aus der Ruhe bringen.
„Wir erleben immer wieder, dass abwertende Aussagen als ‚Spaß’ geäußert werden. Damit sollen rassistische, antisemitische oder sexistische Aussagen als akzeptabel, belanglos oder unverfänglich präsentiert werden. Das Problem dabei: Die Abwertung wirkt in Humorform ebenso wie ohne. Ein Beispiel: Studien deuten darauf hin, dass sexistischer Humor bei sexistischen Männern das Äußern von Vorurteilen gegenüber Frauen befördert – durch eine vermeintlich humorvolle Aussage wird eigentlich Nicht-Akzeptables geäußert und die Annahme bestärkt, dass ihr Sexismus berechtigt ist und geteilt wird.”
Zu der erwähnten Studie: More Than “Just a Joke”: The Prejudice-Releasing Function of Sexist Humor
Ziele der Diskussion
Wenn du für eine Organisation kommunizierst, sollte ein entschiedener, aber sachlicher Einsatz gegen Hate Speech euer Grundsatz sein. Ziele in einer Diskussion sind dann: Betroffene in Schutz nehmen, Hassredner*innen Grenzen aufzeigen und Mitlesenden Argumente zugänglich machen. Achte darauf, menschenverachtende Sprache, d.h. gewaltvolle Begriffe oder Vorurteile, nicht zu wiederholen.
Nicht endlos diskutieren
Spätestens nach vier Argumenten ist dein Gegenüber überzeugt – oder eben nicht. Rechtsextreme, antidemokratische und strafbare Aussagen kannst du verbergen, löschen, melden und ggf. anzeigen. Accounts, die mehrfach in eurer Kommentarspalte stören und provozieren, kannst du verwarnen und/oder gegebenenfalls blocken.
Standardantworten sparen Zeit und Nerven
Wenn du von dir entwickelte Antworten an einem zentralen Ort sammelst, entsteht langfristig ein Archiv an Reaktionen, auf das du und dein Team immer zurückgreifen können.
Haltung zeigen
Störstrategien werden häufig mit aktuell diskutierten Themen und unterschiedlichen Formen von Hate Speech verbunden. Gegenargumente und Formulierungsvorschläge findest du in der Übersicht zu allen Argumentationshilfen. Das Glossar der Neuen Deutschen Medienmacher*innen hilft dabei, die richtigen diskriminierungskritischen Begriffe für deinen Moderationsalltag zu finden. Bei Belltower.News findest du aktuelle Informationen zu Gesprächs- und Kommunikationsstrategien.
Civic.net stärkt die digitale Zivilgesellschaft, die konsequent gegen Hass und Abwertung eintritt. Das Projekt ermutigt Organisationen und einzelne Engagierte der Berliner Zivilgesellschaft, in Sozialen Netzwerken sichtbar zu werden und sich dort aktiv an der Debatte zu beteiligen.