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Sachsen: Kräfte bündeln gegen rassistische Hetze

Im Spätherbst findet in Dresden die Konferenz der sächsischen Asyl-Initiativen statt. Auf der vom Sächsischen Flüchtlingsrat e.V. organisierten Tagung steht die Vernetzung verschiedenster Akteur*innen aus der Geflüchtetenarbeit in Zeiten massiver Gewalt gegen Geflüchtete und der Verschärfung des Asylrechts im Fokus.

Von Vincent Weiler

Nicht erst die von der sächsischen Polizei unterschätzte und damit eskalierte Hetzjagd auf People of Colour und demokratisch Engagierte in Chemnitz im August 2018 macht deutlich, dass im Freistaat rechtsextreme Gewalt grassiert. Insbesondere Geflüchtete sind oftmals Opfer rassistischer Übergriffe. Zudem machen immer restriktivere Gesetze, unwürdige Unterbringungsverhältnisse sowie unmenschliche Auflagen Asylsuchenden den Alltag zunehmend schwerer. Verschiedene sächsische haupt- und ehrenamtliche Initiativen in Sachsen sind bemüht Menschen auf der Flucht zu unterstützen.

Schutz durch Vernetzung und Austausch

Um diese Engagierten im gesamten Bundesland zu stärken, zu vernetzen und Kräfte zu bündeln, veranstaltet der Sächsische Flüchtlingsrat e.V. jedes Jahr eine Konferenz für Asylinitiativen. So auch in diesem Jahr. Am 10. November findet die diesjährige Konferenz in Dresden statt. Hier werden in einem geschützten Raum Erfahrungen geteilt, Best-Practice-Praktiken weitergegeben und an Wissen gewonnen. Im persönlichen Austausch asylrelevante Themen zu bearbeiten und Netzwerke aufzubauen ist Zweck der Tagung. Die Engagierten ziehen gemeinsam an einem Strang, anstatt isoliert nebeneinander her zu arbeiten.

Seit dem Frühjahr ist der Verein mit den Vorbereitungen beschäftigt. Dies geschieht in enger Kooperation mit dem Kulturbüro Sachsen und Weiterdenken e.V., dem sächsischen Ableger der Heinrich-Böll-Stiftung. Aktuell feilt das Planungsteam am letzten Schliff.

Lokale Akteur*innen in ganz Sachsen sind bemüht, die Lebensbedingungen von Geflüchteten zu verbessern. Vernetzung und Empowerment sind in Zeiten von rechtsextremer Hetze gegen Geflüchtete und rassistischer Asylpolitik essentiell. Deshalb unterstützt die Amadeu Antonio Stiftung den Sächsischen Flüchtlingsrat e.V. für diese Konferenz finanziell.

„Die Planungen hierfür laufen bereits auf Hochtouren“, berichtet Thomas Hoffmann, stellvertretender Geschäftsführer des Sächsischen Flüchtlingsrats e.V.. „Wir rechnen mit 100 Teilnehmenden aus ganz Sachsen.“ Die Tagung zielt laut Thomas Hoffmann auf Ehrenamtsinitiativen, Willkommensinitiativen, Law Clinics, Arbeitsgemeinschaften sowie hauptamtliche Berater*innen ab.

Gefahr durch rechte Störenfriede während der Konferenz?

„In den letzten Jahren gab es damit gar keine Probleme“ antwortet Hoffmann auf die Frage, ob mit rechtsextremen Störungen während der Konferenz zu rechnen sei. Angesichts der Gewalteskalation in Chemnitz durch rassistische Gruppen müsse man dieses Jahr erstmalig über ein Sicherheitskonzept nachdenken, so der Sprecher des 1991 gegründeten Flüchtlingsrats.
Diese Sorge verdeutlicht die enorme Wichtigkeit der Asylinitiativenkonferenz. Denn die Arbeit für die Rechte Geflüchteter ist im Jahr 2018 in Sachsen – wie im Rest der Republik – nicht weniger  geworden.

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Tahera_Ameer_2022
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Gruppenbild_algerische Vertragsarbeiter_Mohamed Kecheroud und Oral-History-Forschungsstelle der Universität Erfurt
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Am 10. August 1975 jagten bis zu 300 DDR-Bürger*innen algerische Vertragsarbeiter durch die Erfurter Innenstadt und verletzten einige schwer. 50 Jahre später erinnerten Betroffene und Erfurter*innen an die Ereignisse. In der Öffentlichkeit spielt die Auseinandersetzung mit rassistischer Gewalt in der DDR weiterhin kaum eine Rolle. Die Auseinandersetzung mit rassistischer Gewalt findet auch Jahrzehnte später viel zu selten statt.

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