Widersprich abwertenden Aussagen aufgrund des Geschlechts und der sexuellen Orientierung

Widersprich abwertenden Aussagen aufgrund des Geschlechts und der sexuellen Orientierung
Wir lernen früh, welche Fähigkeiten, Interessen oder Eigenschaften sich für Mädchen oder Jungen angeblich „gehören”. Sexismus ist Teil einer Logik, die uns einerseits in zwei sich ausschließende Geschlechter einteilt, obwohl es viel mehr Geschlechter gibt, und andererseits diese zwei Geschlechter unterschiedlich bewertet. Sexismus ist ein System, das für Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern, eine geringere Repräsentation von Frauen in der Politik und in Führungspositionen der Arbeitswelt sorgt. Frauen sind deutlich häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. 2017 waren 80 Prozent der Betroffenen von häuslicher Gewalt Frauen. Und nicht-binäre Personen tauchen in diesen Statistiken nicht einmal auf.
Strukturelle Diskriminierung und individuelle Abwertung treffen auch LSBTIQA+ (Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans* Personen, inter Personen, queere Personen, Asexuelle und mehr) (Homo- und Trans*feindlichkeit). Wer bestimmte Rollenvorstellungen nicht erfüllt, queere Beziehung(en) lebt oder ein Geschlecht hat, welches von dem bei der Geburt zugeordneten abweicht, wird in der Konsequenz häufig ausgegrenzt. Homosexualität wird bis heute vielfach als unnatürlich und falsch dargestellt. Schwule Männer werden als vermeintlich unmännlich, weich und schwach abgewertet. Lesbische Frauen erleben oft, dass ihre Sexualität ignoriert und sie von heterosexuellen Männern belästigt werden. Nicht-binäre und trans* Personen werden in ihrer Geschlechtsidentität vielfach nicht ernst genommen und erfahren besonders häufig Übergriffe. Allein in Berlin gab es 2021 110 dokumentierte Fälle gewalttätiger Übergriffe auf queere und trans* Personen.
Entkräfte queerfeindliche Vorurteile.
Queere Menschen sind besonders häufig von Hate Speech betroffen:
„Jede*r sollte frei wählen können, wie das eigene Leben geführt wird – und dazu gehört natürlich auch die Entscheidung darüber, mit wem man Sex haben möchte, mit wem man zusammenleben möchte und mit wem man eine Beziehung führen möchte.”
Zum Weiterlesen: #respektcheck
Kläre falsche Annahmen auf,
wenn von einer angeblichen „Natürlichkeit der zwei Geschlechter” die Rede ist:
„Sozial erwünscht und akzeptiert sind in der Regel nur die Kategorie ‚Mann‘ oder ‚Frau‘: Alle Menschen sollen sich einer dieser beiden Kategorien zuordnen. Dieser Zwang verursacht nicht nur viel Leid – er ist auch überholt. Geschlecht ist ein komplexes Konzept, bei welchem biologische, psychologische und soziale Faktoren miteinander wirken und welches die Identität eines Menschen mitprägt.”
„Schön, dass Sie sich innerhalb von zwei Geschlechtern gut beschrieben fühlen. Aber warum können Sie nicht akzeptieren, dass es anderen Menschen anders geht? Für Sie selbst ändert sich dabei doch gar nichts.” Zum Weiterlesen: #respektcheck
Auf eurer Seite wird gegendert?
Wenn mal wieder gegen „Gender-Gaga” oder „Gender-Ideologie” gewettert wird, verstecken sich meist antifeministische Narrative dahinter:
„Sprache formt, wie wir unsere Wirklichkeit wahrnehmen. Wenn die ganze Zeit nur Männer benannt werden, stellen sich Menschen beim Wort ‚Arzt‘ auch zunächst einen Mann vor (weißer Kittel und Stethoskop inklusive). Das hat wiederum Auswirkungen darauf, wer welchen Beruf ergreift, wer als kompetent wahrgenommen wird und sich selbst so empfindet. Deshalb haben wir uns entschieden, auf der Seite verschiedene Geschlechter sichtbar zu machen.“ Zum Weiterlesen: Genderdings
„Kennen Sie die Gehirntrainings-Aufgaben, bei der die Hälfte der Buchstaben durch Zahlen ersetzt sind – und wir können die Texte immer noch lesen? Das schaffen Sie mit dem Gender-Sternchen auch.”
Du willst dein Gegenüber überzeugen?
Suche überraschende Ansätze und setze am Weltbild des anderen an. Sage nicht, dass das Gegenüber falsch liegt, sondern das sie*er etwas übersehen hat:
„Ja, Männer erfahren häufiger Gewalt als Frauen. Aber die meisten Männer erfahren Gewalt durch andere Männer. Das bedeutet natürlich nicht, dass die betroffenen Männer links liegen gelassen werden dürfen. Es gibt Initiativen und Projekte, die sich für diese Gewaltbetroffenen einsetzen und die Strukturen hinter den Gewaltformen untersuchen.” Zum Weiterlesen: Gegen Antifeminismus
Keine Sorge, du musst das Rad nicht neu erfinden. Zu vielen Themen gibt es tolle Formulierungshilfen, die deine Gegenrede erleichtern:
- Amadeu Antonio Stiftung und Lesben- und Schwulenverband: #respektcheck – Konter für die gängigsten homo- und trans*feindlichen Aussagen
- Amadeu Antonio Stiftung, Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus: Gegen-antifeminismus.de
- Bund lesbischer und schwuler JournalistInnen e.V.: Schöner Schreiben über Lesben und Schwule
- Genderleicht.de: Geschlechtersensibel schreiben
- Social Media Interventions: GenderDings
- Regenbogen-Portal.de: Intergeschlechtlichkeit als Thema in Journalismus und Medien
- Verdi Jugend: Sexismus – aktiv-gegen-diskriminierung.info
Ziele der Diskussion
Wenn du für eine Organisation kommunizierst, sollte ein entschiedener, aber sachlicher Einsatz gegen Hate Speech euer Grundsatz sein. Ziele in einer Diskussion sind dann: Betroffene in Schutz nehmen, Hassredner*innen Grenzen aufzeigen und Mitlesenden Argumente zugänglich machen. Achte darauf, menschenverachtende Sprache, d.h. gewaltvolle Begriffe oder Vorurteile, nicht zu wiederholen.
Nicht endlos diskutieren
Spätestens nach vier Argumenten ist dein Gegenüber überzeugt – oder eben nicht. Rechtsextreme, antidemokratische und strafbare Aussagen kannst du verbergen, löschen, melden und ggf. anzeigen. Accounts, die mehrfach in eurer Kommentarspalte stören und provozieren, kannst du verwarnen und/oder gegebenenfalls blocken.
Standardantworten sparen Zeit und Nerven
Wenn du von dir entwickelte Antworten an einem zentralen Ort sammelst, entsteht langfristig ein Archiv an Reaktionen, auf das du und dein Team immer zurückgreifen können.
Nutze Formulierungshilfen
Wenn du unterschiedlichen Aspekten einer problematischen Aussage widersprechen willst, dann findest du Vorschläge in der Übersicht zu allen Argumentationshilfen. Das Glossar der Neuen Deutschen Medienmacher*innen hilft dabei, die richtigen diskriminierungskritischen Begriffe für deinen Moderationsalltag zu finden.
Civic.net stärkt die digitale Zivilgesellschaft, die konsequent gegen Hass und Abwertung eintritt. Das Projekt ermutigt Organisationen und einzelne Engagierte der Berliner Zivilgesellschaft, in Sozialen Netzwerken sichtbar zu werden und sich dort aktiv an der Debatte zu beteiligen.