Weiter zum Inhalt Skip to table of contents

Stellungnahme

Was bringt ein Verbot von Reichskriegsflaggen?

Fraglos sammeln sich in der Bundesrepublik seit ihrer Gründung Rechtsextreme unter schwarz-weiß-roten Flaggen. Bei den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen vor allem im Sommer 2020 gehörten Reichsflaggen zu den Protesten in ganz Deutschland. Nach der versuchten Erstürmung des Reichstagsgebäudes verabschiedeten mehrere Bundesländer Erlasse, um das Zeigen von Reichskriegsflaggen und Reichsflaggen zu verbieten. Innenminister Horst Seehofer zeigte sich offen für ein bundesweit einheitliches Vorgehen.

Die Amadeu Antonio Stiftung und Dr. Matthias Quent, Direktor des IDZ Jena, wurden vom Innen- und Rechtsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtags gebeten, fachlich zur Frage eines möglichen Verbots von Reichskriegsflaggen im öffentlichen Raum Stellung zu nehmen.

Die Kernpunkte im Überblick:

  • Es ist fraglich, inwieweit die Reichsflagge einen konstituierenden Charakter für rechtsextreme Bewegungen hat und ob ein Verbot einen Unterschied für antidemokratische Gesinnungen, Organisationen und Inszenierungen machen würde.
  • Es ist zu vermuten, dass die rechtsextreme Szene zu Ersatzsymbolen wechseln würde, wie sie es in der Vergangenheit immer wieder gemacht hat, beispielsweise mit der Wirmer-Flagge oder modernen popkulturellen Symbolen, wie etwa der sogenannten Identitären Bewegung.
  • Die Reichsflagge ist ein in der allgemeinen Bevölkerung vergleichsweise bekanntes und geächtetes Symbol, das Abgrenzung und kritische Auseinandersetzungen mit Rechtsextremismus eher erleichtert als erschwert.
  • Bemühungen zum Verbot bleiben notwendigerweise auf der Ebene der Symbolpolitik. Rechtsextremismus ist allerdings ein Problem nicht nur dort, wo er einer breiten Öffentlichkeit sichtbar wird und die öffentliche Ordnung stört. Für Betroffene von Rassismus, Antisemitismus und rechter Gewalt bleiben Veranstaltungen der extremen Rechten Angsträume auch dann, wenn sie sich nicht unter Reichsflaggen versammeln.

Ein zur Diskussion stehendes Verbot von Reichs- und Reichskriegsflaggen ersetzt nicht die inhaltliche Auseinandersetzung mit Reichsideologie und Rechtsextremismus sowie den im Zuge der Corona-Proteste augenfällig gewordenen Verbindungen von rechtsextremen, verschwörungsideologischen, esoterischen und sich bürgerlich verstehender Milieus.

Unsere Stellungnahme zum Verbot von Reichskriegsflaggen gibt einen historischen Abriss über die Reichs- und Reichskriegsflagge und erörtert die Problematik eines Verbots.

Weiterlesen

Christopher W Beitragsbild
Todesopfer rechter Gewalt

Sächisches Innenministerium macht homofeindlichen Foltermord nachträglich unsichtbar

Am 17. April 2018 wird der 27-jährige Christopher W. von drei Rechtsextremen aus queerfeindlichen Motiven brutal gefoltert und umgebracht. Das sächsische Innenministerium erfasst Christopher W. 2019 zunächst als Todesopfer rechter Gewalt in der Statistik politisch motivierter Gewalt. Eine Kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Juliane Nagel enthüllt nun, dass diese Einstufung seit November 2024 nicht mehr gilt.

505388207-1280x720
Kommentar

Strategie: Warum die Demokratie ein Projekt2029 braucht

Die Erfolge von Donald Trump und der AfD erfordern eine strategische, resiliente und breite Antwort der demokratischen Zivilgesellschaft. Ein „Projekt 2029“ kann Vision, Plattform und Koordination dafür liefern – als Gegenentwurf zum „Project 2025“ der Heritage Foundation – ein Plädoyer von unserem Vorstand Timo Reinfrank.

Design ohne Titel
Neuerscheinung

Antisemitismus und Verschwörungserzählungen erkennen und entkräften

Antisemitismus und Verschwörungserzählungen haben besonders in Zeiten gesellschaftlicher Unsicherheit Konjunktur. Das Entschwörungsquartett ermöglicht eine interaktive Auseinandersetzung mit Verschwörungsnarrativen – sowohl für Menschen mit Vorkenntnissen als auch für jene, die sich erstmals mit Antisemitismus und Verschwörungsdenken befassen.

Mitmachen stärkt Demokratie

Engagieren Sie sich mit einer Spende oder Zustiftung!

Neben einer Menge Mut und langem Atem brauchen die Aktiven eine verlässliche Finanzierung ihrer Projekte. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Arbeit der Stiftung für Demokratie und Gleichwertigkeit.